Das Wichtigste in Kürze
- Definition: Bei einer Wurzelbehandlung entfernt ein Zahnarzt den Zahnnerv und füllt das Zahninnere mit einer speziellen Füllung auf.
- Gründe: Meistens macht eine tiefe Karies, die zur Entzündung der Zahnwurzeln geführt hat, eine Wurzelbehandlung nötig. Auch Parodontitis, Unfälle oder das Einsetzen von Zahnersatz können Gründe sein.
- Vor- & Nachteile: Mit einer Wurzelbehandlung kann ein entzündeter Zahn gerettet werden und im Mund verbleiben – allerdings stirbt er ab, was Gesundheitsschäden zur Folge haben kann.
- Ablauf: Zunächst bohrt der Zahnarzt ein Loch in die Kaufläche und entfernt die Karies, anschliessend erweitert er die Wurzelkanäle mit Spezialwerkzeug und entfernt das entzündete Gewebe. Wenn alles desinfiziert und keimfrei ist, füllt er den Wurzelkanal und verschliesst die Zahnkrone. In der Regel sind zwei bis drei Sitzungen nötig.
- Nach der Behandlung: Sollten nach vier Tagen noch immer Schmerzen bestehen, solltest du erneut zum Zahnarzt gehen.
- Kosten: Die gesetzliche Krankenkasse zahlt Wurzelbehandlung nur für Zähne, die als “erhaltungswürdig” eingestuft sind und übernimmt dann nur einen Zuschuss von durchschnittlich 300 Euro.
- Alternativen: Wenn du eine Wurzelbehandlung vermeiden möchtest, muss der Zahn in der Regel gezogen werden.
Wurzelbehandlung: Was ist das?
Die Wurzelbehandlung (Fachbegriff: Wurzelkanalbehandlung) gehört zum Fachbereich der Endodontie, die sich mit dem Inneren des Zahnes befasst. Sie kann dann zum Einsatz kommen, wenn Zahnmark (Pulpa) oder Zahnwurzel stark entzündet oder bereits abgestorben sind. Dabei entfernt der Zahnarzt den entzündeten Zahnnerv und füllt den offenen Zahn mit einem sterilen Material auf, damit der Zahn erhalten bleiben kann und nicht gezogen werden muss. So bleibt die Funktion des Zahnes häufig für viele Jahre oder auch Jahrzehnte erhalten. Eine Wurzelbehandlung kann prinzipiell an jedem Zahn gemacht werden – sowohl im Unter- als auch Oberkiefer.
Gründe: Wann ist eine Wurzelbehandlung nötig?
Warum eine Wurzelbehandlung nötig wird, kann verschiedene Gründe haben. Die häufigste Ursache ist Karies. Zahnärzt:innen führen allerdings auch nach Unfällen, bei denen ein Teil des Zahnes abgebrochen ist, häufig eine Wurzelbehandlung durch, um zu verhindern, dass der Zahn sich entzündet. Auch eine fortgeschrittene Parodontitis oder starkes Zähneknirschen kann zur Entzündung des Zahninneren führen.
Wurzelbehandlung bei Karies
Wenn eine Karies lange Zeit nicht bemerkt und behandelt wurde, kann sie durch die äussere Zahnschmelzschicht und das Dentin tief ins Zahninnere vordringen und das Zahnmark (Pulpa) entzünden. Hier im Zentrum des Zahns verlaufen Nerven und Blutgefässe, die über Wurzelkanäle eine Verbindung zum Rest des Körpers herstellen. Die Entzündung des Zahnmarks vergrössert die Blutgefässe und drückt auf die Nerven. Das Resultat: heftige Zahnschmerzen. Bleibt die Entzündung unbehandelt stirbt das Zahnmark ab – und somit auch der ganze Zahn.
Wenn die kariesverursachenden Bakterien bis in die Wurzelspitze gelangen, kann sich die Entzündung auf Kieferknochen und Weichteile ausbreiten und die typische “dicke Backe” verursachen – in der Fachsprache nennt man das Abszess. Das kann sogar passieren, wenn der Zahn beziehungsweise der Nerv bereits tot ist. Im schlimmsten Fall breiten sich die Bakterien über das Blut im gesamten Körper – bis hin zu Herz und Hirn – aus und verursachen schwerwiegende Krankheiten wie beispielsweise Herzklappenentzündungen. Um das zu verhindern, werden die Bakterien im Zuge einer Wurzelbehandlung entfernt.
Gut zu wissen:
Warum Karies entsteht, wie man sie erkennen kann und wie die Behandlung aussieht, erfährst du in unserem Artikel:
Symptome einer Zahnwurzelentzündung
An folgenden Symptomen erkennst du, dass deine Zahnwurzeln entzündet sind und es höchste Zeit ist, zum Zahnarzt zu gehen:
- Starke Zahnschmerzen
- Empfindlichkeit bei Heissem, Kaltem, Süssem und Saurem
- Zahn ist klopf- und druckempfindlich
- Schwellung mit Eiteransammlung (Abszess)
- Schmerzen beim Aufbeissen
Es ist allerdings auch möglich, dass Zähne schmerzlos absterben.
Wurzelbehandlung bei Zahnersatz
Wurzelbehandlungen können auch beim Einsetzen von Zahnersatz zum Einsatz kommen – zum Beispiel unter einer Krone oder unter einer Brücke. Wenn der verbleibende Zahn für die Verkronung so stark abgeschliffen wird, dass das Zahnmark teilweise oder komplett freiliegt, wird es häufig vorsichtshalber komplett entfernt, damit es nicht zu einer Zahnwurzelentzündung kommen kann. Bakterien könnten nämlich leicht eindringen und sich schnell zu den Zahnwurzeln vorarbeiten. Durch diese Behandlung soll sichergestellt werden, dass der Zahnersatz länger hält.
Gut zu wissen:
Was für verschiedene Arten von Zahnersatz es gibt und welcher in deinem Fall am besten geeignet ist, erfährst du in unserem Artikel:
Wurzelbehandlung: Ja oder nein?
Die Erfolgsquote einer Wurzelbehandlung ist allgemein sehr hoch, wenn die Entzündung lediglich den Zahnnerv betrifft und sich noch nicht auf die Knochen ausgebreitet hat. Auch in letzterem Fall kann eine Zahnwurzelbehandlung allerdings noch sinnvoll sein. Viele Zähne können trotz entzündeter Knochen noch erhalten bleiben. Allerdings kann eine Wurzelbehandlung auch einige Risiken mit sich bringen. Schauen wir uns die Vor- und Nachteile einmal genauer an:
Welche Vorteile bietet eine Wurzelbehandlung?
Der grösste Vorteil einer Wurzelbehandlung ist, dass der natürliche Zahn erhalten bleibt und nicht gezogen werden muss. Er steht fest im Kiefer.
Das hat folgende Vorteile:
- Optisch kein Unterschied zu restlichen Zähnen
- Kein aufwendiger und teurer Zahnersatz notwendig
- Zahn kann als Stütze für Brücken oder Prothesen fungieren
Risiken & Komplikationen
Da die Wurzelbehandlung ein komplizierter Eingriff ist, besteht ein gewisses Risiko, dass nicht alles glatt läuft und die Behandlung nicht erfolgreich ist. Allerdings ist das sehr selten der Fall.
Zu folgenden Komplikationen kann es kommen:
- Erneute Infektionen; nicht ausreichende Reinigung macht erneute Behandlung (Revision) erforderlich
- Blutungen
- Schmerzen
- Schwellungen
- Beschädigung der Zähne
- Zahnverlust
- Reversible dunkle Zahnverfärbung durch Stoffwechselprodukte oder Eisenablagerungen
- Instrumente können im Wurzelkanal abbrechen
- Verletzungen von Nerven, Knochen und Muskeln
Vertreter:innen der Biologischen Zahnheilkunde weisen ausserdem auf negative Nachwirkungen auf das Immunsystem hin. Nach einer Wurzelbehandlung ist der Zahn nicht mehr mit dem Rest des Körpers verbunden und somit biologisch gesehen tot. Da eine komplett bakteriendichte Verschliessung als unrealisierbar gilt, zersetzt sich das verbleibende organische Gewebe und sondert dabei schädliche Stoffwechselprodukte ab (auch “Leichengift” genannt). So können auch hochgiftige und potentiell krebserregende Stoffe wie Thioether und Mercaptan in die Blutbahn gelangen, sich im gesamten Körper verteilen und als Spätfolgen diverse Krankheiten verursachen.
Ablauf: Was passiert bei einer Wurzelbehandlung?
Du kannst eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt machen lassen oder dafür einen Spezialisten für Endodontie aufsuchen, der sich auf Wurzelbehandlungen spezialisiert hat.
Die grafischen Bilder geben dir einen Überblick über die Prozedur:
Aufklärung
In einem Aufklärungsgespräch informiert dein Zahnarzt dich über mögliche Risiken und Komplikationen der Behandlung.
Betäubung
Bei einer Wurzelbehandlung wird der Zahn in der Regel örtlich betäubt. Die Wurzelbehandlung an sich läuft also meistens ohne Schmerzen ab. Sollten trotz Betäubung Schmerzen auftreten, solltest du dies dem Zahnarzt sofort mitteilen, damit die Betäubung angepasst werden kann. Wenn der Zahnnerv bereits abgestorben ist, kann die Wurzelbehandlung auch ohne Betäubung durchgeführt werden, was allerdings eher nicht empfohlen wird, da es trotzdem zu Schmerzen kommen kann.
Zusätzlich zur Lokalanästhesie können Patient:innen in einen Dämmerschlaf versetzt werden. Manche Praxen bieten für Angstpatient:innen auch Wurzelbehandlungen unter Vollnarkose an. In dem Fall kontrolliert ein Anästhesist die Narkosetiefe.
Entfernung von Karies und Bohren
Bei der Wurzelbehandlung verwendet der Zahnarzt in der Regel einen Kofferdam. Das ist eine Art Tuch mit Loch aus Kunststoff oder Gummi, das mit einer Klammer an dem Zahn befestigt wird. Der Kofferdam sorgt dafür, dass der Zahn während der Behandlung vom Speichelfluss getrennt ist und trocken bleibt.
Im ersten Behandlungsschritt entfernt der Zahnarzt die befallenen Kariesstellen mit einem Bohrer und verschafft sich Zugang zum entzündeten Zahnnerv. Dazu bohrt er ein zentral erreichbares Loch in die Kaufläche.
Reinigung des Wurzelkanalsystems
Als nächstes reinigt der Zahnarzt das Wurzelkanalsystem und entfernt dabei das infizierte Gewebe des Zahnnerves mit kleinen Feilen und sehr feinen Instrumenten. Er vergrössert die Wurzelkanäle und durchspült sie immer wieder mit einer desinfizierenden Lösung, um alle Bakterien abzutöten. Auch ein Laser kann bei der Reinigung der Wurzelkanäle zum Einsatz kommen. Hilfreich ist auch eine elektronische Längenmessung.
Verschliessen des Wurzelkanals
Wenn die Entzündung vollständig entfernt wurde und alles desinfiziert ist, verschliesst der Zahnarzt den Wurzelkanal – meistens mit einem antibakteriellen gummiartigen Material namens Guttapercha. Anschliessend verschliesst er die Zahnkrone mit einer endgültigen Füllung oder Krone. Letztere fertigt ein Zahntechniker im Dentallabor individuell an.
Eine Wurzelbehandlung ist allerdings nicht immer innerhalb einer Sitzung beendet. Wenn mehrere Sitzungen notwendig sind, weil die Entzündung besonders hartnäckig ist, gibt der Zahnarzt zunächst eine medikamentöse Einlage – eine Salbe zum Abtöten der Bakterien – ins Zahninnere und verschliesst die Zahnkrone mit einer provisorischen Füllung, die bis zum nächsten Termin im Zahn verbleibt.
Röntgenbilder
Während der gesamten Behandlung beurteilt der Zahnarzt den Erfolg anhand von Röntgenbildern. Der Arzt kann darauf erkennen, wie weit die Entzündung ausgebreitet ist, wie lang die Zahnwurzeln sind und – zum Schluss – ob die Füllung richtig sitzt.
Wie lange dauert eine Wurzelbehandlung?
Wie lange der Ablauf dauert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt von einer Reihe von Faktoren ab:
- Handelt es sich um eine erste Wurzelbehandlung oder eine Resektion? (Resektionen dauern länger.)
- Wie stark entzündet sind die Wurzelkanäle? (Je stärker die Entzündung, desto länger die Behandlungsdauer)
- Welche Instrumente werden verwendet?
- Um welchen Zahn handelt es sich? (Backenzähne dauern länger als Schneidezähne.)
- Wie sind die Wurzelkanäle beschaffen? (Gerade Kanäle lassen sich leichter reinigen als gebogene)
Meistens lässt sich die komplette Wurzelbehandlung nicht in einer Sitzung unterbringen. Wie viele Sitzungen notwendig sind, entscheidet der Zahnarzt. Üblich sind zwei bis drei Sitzungen à 30 bis 60 Minuten.
Was muss ich nach der Wurzelbehandlung beachten?
Solange die Betäubung noch wirkt, solltest du nichts essen und auch nicht am Strassenverkehr teilnehmen. In den ersten 24 Stunden nach der Behandlung sind ausserdem Rauchen, Kaffee und schwarzer Tee tabu. Ausserdem solltest du dich am ersten Tag schonen und keinen anstrengenden Sport ausüben. Die ersten drei Tage nach der OP solltest du auch auf Alkohol verzichten, da er blutverdünnend wirkt und die Heilung verzögern kann.
Wenn du eine provisorische Füllung bekommen hast, solltest du Lebensmittel meiden, die deine Füllung lockern können. Dazu gehören vor allem klebrige und knackige Lebensmittel wie Kaugummi, Kaubonbons, Maiskolben, rohe Äpfel und Karotten, aber auch hartes Brot.
Um Schwellungen und blaue Flecken zu vermeiden, kannst du die betroffene Stelle kühlen. Die Dauer der Heilung ist ebenfalls individuell unterschiedlich. Ausschlaggebend ist allerdings eine gründliche und gute Mundhygiene.
Gut zu wissen:
Auch wenn du nach einer Wurzelbehandlung keine offenen Wunden hast, freut sich dein Zahnfleisch über eine besonders weiche Zahnbürste – zum Beispiel die CS 5460 CS 5460 von Curaprox.
Schmerzen nach der Wurzelbehandlung: Was tun?
Nach der Wurzelbehandlung kann es vorkommen, dass Schmerzen auftreten. Man spricht von sogenannten Übergangsschmerzen. Sie kommen relativ häufig vor und sind normal, sollten aber nach maximal vier Tagen wieder vergehen. Kühlen kann für Linderung sorgen. Bei starken Schmerzen kannst du auch rezeptfreie Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen einnehmen.
Wenn die Schmerzen allerdings nicht vergehen, solltest du möglichst schnell bei deinem Zahnarzt vorbeischauen und den Zahn kontrollieren lassen. Gegebenenfalls ist dann eine erneute Behandlung (Revision) notwendig, weil sich das Zahninnere erneut entzündet hat. Auch Jahre nach der Wurzelbehandlung kann erneut eine Entzündung entstehen und der Zahn wieder schmerzen.
Nachkontrolle
Etwa drei bis zwölf Monate nach der Wurzelbehandlung solltest du zur Nachkontrolle gehen. Dein Zahnarzt wird dann ein neues Röntgenbild anfertigen und überprüfen, ob alles gut verheilt ist.
Was kann ich für den Erhalt meines Zahnes nach der Wurzelbehandlung tun?
Um sicherzustellen, dass der behandelte Zahn lange hält und um deine restlichen Zähne zu schützen, solltest du auf eine gründliche Mundhygiene achten.
Hier haben wir die wichtigsten Pfeiler der Zahnpflege für dich zusammengefasst:
- Zweimal täglich etwa drei Minuten lang die Zähne putzen – morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Schlafengehen
- Täglich die Zahnzwischenräume mit einer Interdentalbürste reinigen
- Eine Zahnpasta mit Fluorid zum Schutz vor Karies verwenden – zum Beispiel die ‘Be you’ Reihe von Curaprox
- Auch beim normalen Zähneputzen eine weiche Zahnbürste verwenden, um das Zahnfleisch zu schonen – zum Beispiel die CS 5460 von Curaprox .
Gut zu wissen:
Wie genau sieht eigentlich die effektivste Zahnputztechnik aus? Das verraten wir dir in unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Kosten
Eine Wurzelbehandlung kostet in der Regel zwischen 200 und 1’000 Euro – je nachdem, wie aufwändig sie ist und was für Techniken und Instrumente zum Einsatz kommen. In der Regel bekommst du vor der Behandlung eine Kostenübersicht.
Wenn der Zahn im Anschluss an die Wurzelbehandlung mit einer Krone verschlossen wird, fallen dafür ebenfalls Kosten an, die je nach Materialart sehr unterschiedlich ausfallen können.
Was zahlt die Krankenkasse?
In Deutschland zahlen die gesetzliche Krankenkassen, wie beispielsweise AOK, TK, Barmer und DAK, die Kosten für die Wurzelbehandlung in der Regel nur, wenn der Zahn als "erhaltungswürdig" eingestuft wird. Schneide- und Eckzähne gelten deutlich häufiger als “erhaltungswürdig” als Backenzähne.
Für Backenzähne übernimmt die Krankenkasse die Kosten nur, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:
- Der Zahn darf nicht in einer Zahnreihe mit Lücke stehen.
- Die Wurzelbehandlung ermöglicht den Erhalt von Zahnersatz.
- Die Wurzelbehandlung verhindert, dass die Zahnreihe einseitig verkürzt wird.
Ausserdem gilt: Wenn die Therapie eine “unklare Erfolgsaussicht “ hat, zahlt die Krankenkasse ebenfalls nicht. Als erfolgversprechend gelten Behandlungen, wenn es tatsächlich abzusehen ist, dass der Zahn durch die Wurzelbehandlung erhalten werden kann. Das ist dann der Fall, wenn die Wurzelkanäle bis bzw. bis nahe an die Wurzelspitze gereinigt und gefüllt werden können.
Wenn die Krankenkasse deinen Zahn nicht als erhaltenswürdig betrachtet, hast du die Wahl: Du kannst entweder die Wurzelbehandlung trotzdem als Privatleistung durchführen lassen und komplett selber zahlen oder den Zahn ziehen lassen. Das gilt natürlich nicht, wenn du eine Zahnzusatzversicherung hast. Dann wird die Wurzelbehandlung in der Regel komplett von der Versicherung gezahlt – auch für Zähne, die nicht als erhaltungswürdig gelten. Bei privat Versicherten kommt es auf den jeweiligen Tarif an.
Bei einer Revision, also einer erneuten Wurzelbehandlung an einem bereits behandelten Zahn, liegen die Kosten durch den erhöhten Zeitaufwand etwas höher. Allerdings übernehmen gesetzliche Krankenkassen bei einer nicht erfolgreichen Wurzelbehandlung die Kosten nur in bestimmten Fällen. Laut Richtlinie wird in solchen Fällen eher eine Wurzelspitzenresektion empfohlen. Dabei handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei dem ein Teil der Wurzelspitze entfernt wird.
Wie hoch ist mein Eigenanteil?
Auch wenn der Zahn als “erhaltungswürdig” gilt, zahlt die Krankenkasse die Wurzelbehandlung nicht komplett. Es gibt einen bestimmten Festzuschuss, der sich bei den gesetzlichen Krankenkassen auf durchschnittlich 300 Euro beläuft. Alles, was über diesen Betrag hinausgeht – also bis zu 700 Euro – müssen Patient:innen selber zahlen. Zahnzusatzversicherungen übernehmen den Eigenanteil häufig komplett.
Spezialleistungen
Dein Zahnarzt wird dir unter Umständen Spezialleistungen anbieten, die die Arbeit erleichtern beziehungsweise die Gründlichkeit verbessern, allerdings keine Kassenleistung sind. Wenn du diese Spezialleistungen in Anspruch nimmst, musst du die Kosten privat zahlen.
Dazu gehören folgende Leistungen:
- Verbesserung der desinfizierenden Wirkung durch Ultraschall
- Elektrometrische Zahnlängenmessung
- Einsatz eines Operationsmikroskop
- Einsatz von Lasertechnologie zur Bakterienreduktion
Welche Alternativen zur Wurzelbehandlung gibt es?
Als Alternative zur Wurzelbehandlung sieht die gesetzliche Krankenkasse die Zahnextraktion vor – also das Ziehen des Zahnes. Wenn die Wurzelkanäle schlecht zugänglich sind, kann auch eine Wurzelspitzenresektion als Alternative in Frage kommen.
Zahn ziehen und Implantat einsetzen
Wenn du die Wurzelbehandlung ablehnst, weil du keinen toten Zahn im Mund haben möchtest, kann der Zahnarzt den Zahn ziehen und mit einem Keramikimplantat ersetzen. Implantate sind heutzutage dank moderner Technik zahnfarben und optisch unauffällig. Lass dich von deinem Zahnarzt beraten, welche Behandlungsmassnahme für dich besser ist.
Gut zu wissen:
Mehr Informationen zu Zahnimplantaten – inklusive Vor- und Nachteilen – findest du in unserem Artikel:
Wurzelspitzenresektion
In der Regel kommt die Wurzelspitzenresektion erst als letzte Massnahme zum Einsatz, um den Zahn zu retten, wenn eine Wurzelbehandlung nicht erfolgreich war. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen eine Wurzelbehandlung technisch nicht möglich ist und der Zahnarzt direkt eine Wurzelspitzenresektion vorschlägt – zum Beispiel, wenn die Wurzel zu stark geschädigt, gebrochen oder abnormal gewachsen ist. Wurzelspitzenresektionen können auch nach Komplikationen bei einer herkömmlichen Wurzelbehandlung nötig werden, zum Beispiel, wenn Instrumente im Wurzelkanal brechen und nicht anders entfernt werden können.
Die Wurzelspitzenresektion ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem der Chirurg die Wurzelspitze entfernt. Der Zugang zur Wurzelspitze erfolgt dabei nicht wie bei der Wurzelbehandlung durch eine Bohrung in der Kaufläche, sondern über Zahnfleisch und Kieferknochen: Der Chirurg durchtrennt zunächst Zahnfleisch und Knochenhaut und trägt anschliessend mit Knochenfräsen den Kieferknochen im Bereich der Wurzelspitze ab, bis das entzündete Gewebe gut sichtbar ist. Um auch die feinen Ästchen des Wurzelkanalsystems zu erwischen, kürzt der Chirurg die Wurzelspitze in der Regel um etwa zwei bis drei Millimeter.
Oft liegt bereits eine Wurzelkanalfüllung aus einer vorherigen Wurzelbehandlung vor. Wenn nicht, folgt jetzt die gleiche Prozedur wie bei einer Wurzelbehandlung: Erweiterung der Kanäle, Desinfektion und Füllung. Wenn kein Zugang von der Krone aus möglich ist, muss der Chirurg von der Wurzel aus arbeiten. Anschliessend säubert der Chirurg den ausgehöhlten Kieferknochen sorgfältig, klappt das Zahnfleisch zurück und vernäht es. Abschliessend wird eine Röntgenaufnahme zur Kontrolle angefertigt.
Heilanästhesie
Wenn die Entzündung noch nicht weit fortgeschritten und noch reversibel ist, kann die alternative Behandlungsmethode Heilanästhesie unter Umständen einer Wurzelkanalbehandlung vorbeugen. Allerdings ist diese Methode wissenschaftlich umstritten, weil sie nicht bei jedem Patienten gleich wirkt. Neben anatomischen und biochemischen Unterschieden entscheidet auch die Vorgeschichte des jeweiligen Zahnes über den Behandlungserfolg.
Der Zahnarzt spritzt dabei ein flüssiges Betäubungsmittel, das mit Nährstoffen angereichert ist, an den betroffenen Zahn. So werden die Schmerzen unterdrückt und der Zahn wird bei der Bekämpfung der Entzündung unterstützt. Die Behandlung besteht aus bis zu drei Sitzungen mit einem Abstand von zwei bis drei Tagen. Diese Behandlungsmethode ist allerdings nicht geeignet, wenn die Entzündung bereits fortgeschritten ist.
Homöopathie
Mit homöopathischen Mitteln kannst du eine Wurzelbehandlung nicht vermeiden. Globuli & Co. kommen lediglich als begleitende Massnahme während einer zahnärztlichen Behandlung in Frage. Dass sie Schmerzen lindern oder Entzündungen hemmen können, ist jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Da Zahnwurzelentzündungen unbehandelt dazu führen, dass der Zahnnerv abstirbt, und auch auf den Kieferknochen übergehen können, solltest du unbedingt damit zum Zahnarzt gehen und nicht auf homöopathische Mittel vertrauen. Wenn du zusätzlich homöopathische Mittel einsetzen möchtest, solltest du mit deinem Zahnarzt darüber sprechen.
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Wurzelbehandlung
Das Thema Wurzelbehandlung wirft viele Fragen auf. Hier findest du Antworten auf einige davon:
Kann man auch an Milchzähnen eine Wurzelbehandlung durchführen?
Ja, eine Wurzelbehandlung ist auch bei Milchzähnen möglich, wird aber selten durchgeführt. Als Besonderheit muss der Zahnarzt bei der Behandlung von tiefliegenden Wurzeln gut darauf achten, den Zahnkeim des bleibenden Zahnes nicht zu beschädigen.
Kann man an Weisheitszähnen eine Wurzelbehandlung durchführen?
Eine Wurzelbehandlung am Weisheitszahn ist theoretisch möglich, aber sehr unüblich. Da die Weisheitszähne weder Kaufunktion noch Bissstellung beeinträchtigen und auch nicht sichtbar sind, werden sie in der Regel gezogen. Weisheitszähne gelten nach Richtlinien der gesetzlichen Krankenkassen ausserdem nicht als “erhaltungswürdig”. Falls du also trotzdem eine Wurzelbehandlung am Weisheitszahn machen lassen möchtest, müsstest du sie komplett selbst zahlen.
Brauche ich für eine Wurzelbehandlung eine Krankschreibung?
Bei einer Wurzelbehandlung ist in der Regel keine Krankschreibung nötig und du kannst nach der Behandlung direkt weiterarbeiten. Falls du allerdings einen körperlich anstrengenden Beruf ausübst oder starke Schmerzen hast, die dich bei der Arbeit beeinträchtigen, kannst du dich für ein bis zwei Tage krankschreiben lassen.
Kann ich eine Wurzelbehandlung in der Schwangerschaft oder Stillzeit machen lassen?
Zum Thema Zahnbehandlungen und Schwangerschaft gibt es unzählige Forum-Einträge, in denen werdende Mütter ihre Erfahrungen austauschen. Viele Schwangere sind verunsichert – und das aus gutem Grund: Während der Schwangerschaft wird nämlich tatsächlich von tiefgreifenden Zahnbehandlungen wie Wurzelbehandlungen abgeraten – insbesondere im ersten und dritten Trimester. Im zweiten Trimester sind Behandlungen allerdings durchaus möglich, um akute Schmerzen zu beseitigen. Zahnärzt:innen verzichten dann in der Regel auf die Aufnahme von Röntgenbildern und setzen stattdessen elektrische Wurzellängenmessungen ein.
Während der Stillzeit ist eine Wurzelbehandlung unbedenklich. Du musst danach auch keine Stillpause einlegen und die Muttermilch auch nicht entsorgen.
In welchem Alter kommen Wurzelbehandlungen am häufigsten vor?
Wurzelbehandlungen können in jedem Alter notwendig werden. Laut Statistik kommen sie im Alter von 30 bis 69 am häufigsten vor. Besonders häufig müssen sich die 40-bis-49-Jährigen die Wurzelkanäle füllen lassen.
Ist eine Wurzelbehandlung ohne Kofferdam möglich?
Einige Patient:innen empfinden den Kofferdam als unangenehm und wünschen sich entsprechend eine Behandlung ohne Kofferdam. Das ist zwar möglich, wird allerdings nicht empfohlen, da der Kofferdam den Zahn nicht nur trockenlegt, sondern auch vor der Übertragung von Keimen auf nicht-infizierte Bereiche schützt. Ausserdem besteht ohne Kofferdam die Gefahr, dass Patient:innen desinfizierende Spüllösungen, Partikel oder sogar Instrumente verschlucken.
Muss ich nach einer Wurzelbehandlung Antibiotika nehmen?
In der Regel musst du nach einer Wurzelbehandlung keine Antibiotika nehmen. Eine Antibiotikatherapie wird nur in seltenen Fällen empfohlen.
Was tun, wenn die provisorische Füllung rausgefallen ist?
Falls dir die provisorische Füllung nach einer Wurzelbehandlung rausgefallen ist, solltet du schnellstmöglich zu deinem Zahnarzt – oder falls nicht möglich, zu einem Vertreter oder zum Notdienst – gehen, um den offenen Wurzelkanal erneut verschliessen zu lassen. Andernfalls können Bakterien und andere Keime ins Zahninnere eindringen und den Erfolg der Behandlung gefährden.
Wie lange bleibt die medikamentöse Einlage nach einer Wurzelbehandlung im Zahn?
Bei fortgeschrittenen Entzündungen kann es sein, dass dein Zahnarzt dir mehrmals eine medikamentöse Einlage in den offenen Zahn füllt. Dabei wird das Medikament alle sieben bis zehn Tage gewechselt, bis alle Bakterien aus dem Wurzelkanal entfernt sind.
Falls du einen Zahnarzttermin nicht wahrnehmen konntest und dir Sorgen machst, dass du das Medikament zu lange drin hast, solltest du den Termin schnellstmöglich nachholen, damit der Zahnarzt entweder das Medikament wechseln oder die Behandlung erfolgreich beenden kann.
Wie lange hält der Zahn?
Es ist individuell unterschiedlich, wie lange ein Zahn nach einer Wurzelbehandlung hält. Häufig bleiben wurzelbehandelte Zähne jahre- oder sogar jahrzehntelang erhalten.
Kann ich während einer Chemotherapie eine Wurzelbehandlung machen lassen?
Während einer Chemotherapie ist eine Wurzelbehandlung nicht zu empfehlen, da es zu Entzündungen kommen kann. Krebspatient:innen wird deshalb empfohlen, sich vor dem Therapiebeginn einer gründlichen Zahnsanierung zu unterziehen und eventuell anstehende Behandlungen vorzuziehen. Einfache Füllungen zur Behandlung von Karies sind allerdings möglich.
GUT ZU WISSEN:
Wie die Krebstherapie deine Mundgesundheit beeinträchtigen kann und wie du die Nebenwirkungen so gut wie möglich minimierst, erfährst du in unserem Artikel:
Auswirkungen von Krebsbehandlung auf Zahngesundheit
Quellen
AP Dental Team: Schmerzen nach Wurzelbehandlung.
Bekes, Katrin: Pulpektomie und Wurzelbehandlung im Milchgebiss – Schritt für Schritt, in: Zahnmedizin up2date. 2021.
Casa Dentalis: Lässt sich ein toter Zahn mit einer Wurzelbehandlung retten?
DA direkt: Zahnwurzelbehandlung: Die Chance, einen Zahn zu erhalten
Dahm, Valeria: Wurzelbehandlung, auf: netdoktor.de.
Dentlounge Zahnmedizin: : In der Schwangerschaft zum Zahnarzt
Dentolo: Wurzelbehandlung: Dauer, Verlauf & Kosten und Wenn Zähne krank machen: So beeinflusst die Zahngesundheit unseren Körper.
Dr. Bley: Biologische Zahnheilkunde: : Gesundheitsrisiko Toter Zahn
Endodontologie Hagen: Kofferdam - Ihre Vorteile
Esch, Jacqueline: Stillen und Wurzelbehandlung , auf: rund-ums-baby.de.
Fachpraxis am Frauenplatz: Interessante Fragen unserer Patienten zur Wurzelbehandlung
Globuli.de: Globuli bei einer Zahnwurzelentzündung
Gerstenberg, Peter: Weisheitszähne und Wurzelbehandlung, on: dr-gerstenberg.de.
Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA): Endodontie: Wurzelbehandlung zur Zahnerhaltung.
Kappel’s feine Zahnmedizin: Narkosebehandlung in der Endodontie.
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV): Wann ist eine Wurzelbehandlung erforderlich?, Wie läuft die Behandlung ab?, , Wann ist eine Wurzelspitzenresektion erforderlich?, When is an apicoectomy necessary? und Wie verläuft eine Wurzelspitzenresektion?
Müller, Ingrid: Wurzelbehandlung, auf: focus-arztsuche.de.
Novacura zahnmedizinisches Versorgungszentrum: Wurzelbehandlung – Ablauf, Dauer und Kosten.
Ross-Büttgen, Mira: Wurzelbehandlung: Besser als ihr Ruf?, auf: mediorbis.de.
Still-Lexikon: Zahnarztbehandlungen in der Stillzeit
Verbraucherzentrale: Wie läuft eine Wurzelbehandlung ab? und Wurzelbehandlung: Was zahlt die Krankenkasse?, auf: kostenfalle-zahn.de
Weilenmann, Walter: Praxis - Statistiken, auf: zahnarztweilenmann.ch.
Wille, Ricarda: Wurzelbehandlung, auf: prodente.de.
Zahnarztpraxis Dr. Sandra Dunkel: Wie muß ich mich nach einer Wurzelkanalbahandlung verhalten?
Zahnärztlicher Notdienst e.V.: Entzündung nach Wurzelbehandlung
Zahnspezialisten Theatiner: Wurzelbehandlung & Schwangerschaft
Ziegerath, Frank: Preise/Kosten, auf: zahnarzt-nauen.de.
ZWP: Wirkung von Antibiotika bei Wurzelkanalbehandlung geprüft.
ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt: Schmerzen nach Wurzelbehandlung
Alle Websites letztmals aufgerufen am 09.10.2023.